Brendan, auch bekannt als Brandan und Borodon, wurde um 484 nahe Tralee in der Grafschaft
Kerry in Irland geboren.
Im Jahr 512 wurde Brendan von Bischof Erc zum Priester geweiht. Brendan umsegelte das
nordwestliche Europa, verbreitete den christlichen Glauben und gründete Klöster.
Eines wurde errichtet bei Ardfert, am Fuße des Berges Brandan in der Grafschaft Kerry.
Das berühmteste allerdings ist das Kloster bei Clonfert in der Grafschaft Galway.
Es wurde 560 gegründet - das heißt vor fast 1500 Jahren! Heute gibt es eine
große Kathedrale bei Clonfert, wo Brendan beerdigt wurde.
Von allen irischen Heiligen ist St. Brendan der abenteuerlustigste. Er liebte die Seefahrt
und war sehr geschickt im Umgang mit dem coracle, einem kleinen Boot, welches den currachs,
die heute noch in Irland hergestellt werden, nicht unähnlich ist. Bei einigen seiner
frühen Unternehmungen besuchte er Britannien, viele der Inseln vor der Küste
Schottlands und möglicherweise sogar Island.
Jedoch sollte St. Brendans längstes Abenteuer auf See noch kommen. Ein Manuskript,
das im 9. Jahrhundert geschrieben wurde, erzählt die Geschichte seiner berühmten
Reise auf der Suche nach Hy Brasail, oder auch der "Insel der Seligen". Dieses Manuskript
trägt den lateinischen Titel "Navigatio Sancti Brendani Abbatis", d. h. "Die Reise des Abtes
St. Brendan".
Geographische Karten zur Zeit des Kolumbus verzeichneten häufig eine Insel mit dem
Namen "St. Brendans Insel", die sich im westlichen Atlantik befand. Kartographen jener Zeit
hatten keine Vorstellung von ihrer exakten Lage, glaubten jedoch, sie befände sich
irgendwo westlich von Europa. Die Insel wurde in eben jenem lateinischen Manuskript aus
dem 9. Jahrhundert erwähnt. Es wird dort eine Reise beschrieben, die im 6. Jahrhundert
stattgefunden habe. Mehrere Kopien des Textes blieben in Klöstern in ganz Europa erhalten.
Der Text war ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Überlieferung im mittelalterlichen
Europa und hat vielleicht Kolumbus beeinflusst.
Die Reise dauerte sieben Jahre. Man nimmt an, dass Brendan dabei nach Island, Grönland
und vielleicht sogar nach Amerika kam. Das Manuskript ist voll von den Reiseabenteuern des
St. Brendan. Eine Geschichte erzählt, wie St. Brendan auf einer Insel landet, die
tatsächlich ein großes Seeungeheuer war. Eine andere erzählt, wie er gerade
noch rechtzeitig einer Meerkatze entkam, die so groß wie ein Pferd war.
In den 1970er Jahren las ein Forscher namens Tim Severin Die Reise des Abtes St. Brendan.
Er beschloss, dem Reiseweg des St. Brendan zu folgen und dabei dasselbe Boot zu benutzen,
das St. Brendan hatte - ein coracle. Er bewies, dass St. Brendan vielleicht der erste
Europäer war, der seinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt haben könnte.
Severins Reise bewies nicht, dass Brendan und seine Mönche tatsächlich in Nordamerika
gelandet sind. Sie zeigt jedoch, dass ein currach aus Leder, wie das Boot in der Navigatio
beschrieben wird, eine solche wie im Text skizzierte Reise gemacht haben könnte. Es besteht
auch kein Zweifel, dass die Iren als Seefahrer häufig die nordatlantischen Strömungen
900 Jahre vor der Reise des Kolumbus nutzten.
Weiterhin aufschlussreiche Beweise für eine irische Erkundung Nordamerikas sind in
West Virginia aufgetaucht. Dort wurden Steininschriften entdeckt, die auf die Zeit zwischen
500 und 1000 n. Chr. datiert werden. Analysen des Archäologen Dr. Robert Pyle und eines
führenden Sprachexperten, Dr. Barry Fell, zeigen auf, dass diese Inschriften in Alt-Irisch
geschrieben wurden und die Ogham-Schrift benutzen.
St. Brendan starb im Jahr 578 in Annaghdown im Alter von 93 Jahren. Sein Gedenktag ist der 16. Mai
und er ist bekannt als Schutzpatron der Seefahrer und Reisenden.