Heilige der Woche


19.11.2018.-25.11.2018.
Dr. Hilda Merkl Kőrösi, Ungarn



Glasfenster in der Hl. Emmerich Kirche
Kaposvár, Ungarn
Photo: Gábor Mohay

DIE HEILIGE ELISABETH von Ungarn

Als Königstochter mit vier Jahren vermählt, mit 13 Jahren verheiratet, in kurzer Zeit Mutter von drei Kindern, mit 20 Jahren Witwe, im Alter von 24 Jahren gestorben, und vier Jahre später heiliggesprochen. Es ist die kurzgefasste Geschichte des Lebens der Heiligen Elisabeth von Ungarn bzw. Thüringen, die mit ihrem Lebensopfer der damals aufsteigenden Spiritualität im Zentrum mit der Armut zur Erneuerung der Weltkirche beigetragen hat.

Abstammung und Geburt

Elisabeth kommt als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. (1205-1235) und seiner Gemahlin Gertrud aus dem Haus Andechs-Meranien wahrscheinlich auf der Burg Sárospatak in Nordungarn im Jahre 1207 zur Welt. Sie ist Mitglied des Arpaden-Hauses, der Familie, die bis zur Geburt von Elisabeth mehrere Heilige der Kirche gegeben hat ua.: König Stefan I., seinen Sohn Hl. Emmerich, seine Mutter, die selige Gisella von Bayern, König Ladislaus I. und seine Tochter, die Kaiserin von Byzanz, Hl. Eiréné.

Der Weg in die neue Heimat Thüringen

Die kleine Elisabeth wird Opfer des damals üblichen politischen Machtspieles. Aufgrund eines Heiratsvertrages mit dem Sohn des Landgrafen von Thüringen, Hermann, der als Erstgeborener den Namen seines Vaters trägt, wurde sie in ihrem vierten Lebensjahr verlobt und musste ihre Eltern und ihr Zuhause in Ungarn verlassen. Elisabeth kam mit einem unbeschreiblichen Reichtum an Geschenken und mit großem Gefolge in den Hof auf der Wartburg an. Ihre Kammerfrauen durften sie begleiten. Elisabeth sollte den damaligen adligen Sitten entsprechend mit den Kindern des Landgrafen erzogen werden. Ohne Mutter, unter fremden Menschen, mit fremder Sprache, mitten in einer unbekannten Landschaft, mit neuen Sitten fing sie ihr Leben in ihrer neuen Heimat an.

Die ungarische Königstochter Elisabeth sollte Prinzessin von Thüringen werden, dessen Landgraf einer der reichsten und einflussreichsten Herrscher Europas zu Beginn des 13. Jahrhunderts war. Mit Pracht und Kultur wurde sie umgeben. Aber der Zeit entsprechend fehlte der Ehrgeiz des Feudalfürsten auch im Wartburger Hof nicht. Vor diesem Hintergrund begrüßte Landgraf Hermann begeistert die Verlobung zwischen seinem Sohn Ludwig und der ungarischen Prinzessin. "Hermann von Thüringen war einer der wichtigsten Förderer der Dichter und Minnesänger des Hochmittelalters." Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide und Heinrich von Veldeke lebten eine Zeit lang am thüringischen Hof. (Die berühmte Oper von Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, Uraufführung Dresden 1845 verewigt ein wertvolles kulturelles Ereignis aus der damaligen Zeit.)

1213 wurde ihre Mutter, Königin Gertrud wegen der übergroßen deutschen Dominanz im ungarischen Königshof von unzufriedenen Adeligen ermordet. (Das Drama "Bánk bán", geschrieben von József Katona, bearbeitet dieses Geschehen.) Der Tod der Mutter hat die Situation von Elisabeth negativ beeinflusst, weil dadurch die andere Hälfte der versprochenen Mitgift ausblieb, so dass man sie nach Ungarn zurückschicken wollte. 1216 starb auch ihr Verlobte, der thüringische Landgrafensohn Hermann. So war Hermanns Bruder Ludwig bestimmt nach dem Tod des Vaters, Landgraf von Thüringen zu werden.

Elisabeth und Ludwig lebten von Klein an als Bruder und Schwester und verliebten sich gegenseitig ineinander. Im Jahre 1221 fand die fürstliche Hochzeit statt, die laut dem Willen von Elisabeth weniger prunkvoll gestaltet wurde, als es standesgemäß geplant und erwartet war.

Die Ehe von Ludwig und Elisabeth

Die Ehe aus wahrer Liebe war damals eine seltene und auffallende Gelegenheit. Die entschlossene, mit starkem Willen gesegnete, schöne Elisabeth konnte mit dem Einverständnis ihres Gemahles mehrere Grenzen der steifen Hofetikette überschreiten und auf die hochadelige, von Reichtum bestimmte Lebensführung verzichtend, sich von Schritt zu Schritt den Armen und Bedürftigen zuwenden.
Ab 1223 war der franziskanische Laienbruder Rodeger der geistliche Berater von Elisabeth. Er hatte sie mit der Spiritualität des Franz von Assisi bekanntgemacht. Die radikale Verwirklichung der drei evangelischen Räte, Keuschheit (Reinheit), Armut und Gehorsam charakterisierten die Lebensführung der schnell wachsenden und verpflichteten Gruppe von Laienbrüdern um Franz herum. Im Herzen von Elisabeth fanden die Ideale von Franz von Assissi auf reichem Nährboden. Sie hatte von Kindheit an eine kritische Haltung, sogar Aversion gegen den Prunk des Hofes auf der Wartburg Nach dem Tode vom Landgrafen tritt ihre Schwiegermutter Sophie in das Zisterzienserkloster in Eisenach ein. Ludwig erhielt die vormundschaftliche Regierung über die Markgrafschaft Meißen und stieg in die Spitze des Hochadels auf.

Ihr erstes Kind, Hermann kam 1222 zur Welt, der im nächsten Jahr von Sofie gefolgt wurde. Ihr drittes Kind, Gertrud, wird kurz nach dem Tod des Vaters geboren.

Mit Einverständnis von Ludwig wählt sich Elisabeth den Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger Magister Konrad von Marburg als ihren Beichtvater. Sie schwört ihm bedingungslosen Gehorsam. Ausnahme bilden nur ihre ehelichen Verpflichtungen. Sie verzichtet besonders auf eine neue Heirat für den Fall von Ludwigs Tod. "Konrad war wegen seiner Dogmatik umstritten, galt als machtgierig und stand in dem Ruf, ein unbarmherziger Verfolger derer zu sein, die nach seiner Überzeugung der kirchlichen Lehre nicht folgten."

Glasfenster in der Basilikí von Sárospatak
Photo: Römisch Katholische
Kirchensammlung Sárospatak

Im Hungerwinter 1225/1226, während ihr Mann am Hof des Kaisers weilte, ließ sie in allen Teilen des Landes die landgräflichen Kornkammern öffnen, um den hungernden Menschen auf eine kluge Weise zu helfen. "Diejenigen, die noch arbeitsfähig waren, erhielten Arbeitsgeräte und feste Kleidung, um für sich selbst zu sorgen. Dies war Anlass für ihre erste, weithin wahrgenommene Hilfsaktion." Die Aktion stoß auch im Thüringischen Hof auf starke Kritik. Ludwig von Thüringen war aber damit nach seiner Rückkehr einverstanden, hat das aktive Mitleid seiner Gemahlin gutgeheißen. Der Konsens zwischen den Eheleuten in der Frage des handelnden, tätigen Christentums war in ihren Kreisen atypisch, sogar provokativ.

Glasfenster in der Kirche von Emőd Ungarn
Photo: Gábor Kalóczkai Pfarrer

Legende der Rosenwunder

Die Legende der Rosenwunder ist wohlbekannt und wird zu mehreren Heiligen zugeschrieben. Sie lebt in verschiedenen Versionen, die „Kontrollierenden” sind einmal der Gemahl von Elisabeth, ein anders Mal jemand anders. Als sie in ihrer Schürze Brot oder Reste den Armen bringen wollte, traf sie ihren Mann, (Schwiegervater oder Schwiegermutter) der sofort fragte, was sie in der Schürze trage. Aus Angst vor Verbot oder Verspottung antwortete sie: Rosen. Als sie den Inhalt der Schürze zeigte, waren es tatsächlich duftende Rosen. Sie ist in der Kunst meistens mit Rosen in der Schürze oder Brot in der Hand geschildert.

Der Tod von Ludwig

Im Jahre 1227 folgt Ludwig den Kaiser Friedrich II. auf den fünften Kreuzzug, wozu er von Konrad überredet wurde. Elisabeth begleitete ihren geliebten Mann auf einem großen Stück Weg. Die Anstrengung des langen Reitens hat sie mit Freude unternommen um damit länger mit Ludwig zu sein und nahm mit schwerem Herzen Abschied von ihm.

Ludwig konnte seinen Fuß nicht auf den Boden des Heiligen Landes setzen. Er starb bereits in Italien an einer Seuche. Der Hof wollte die Todesnachricht vor der schwangeren jungen Frau verschweigen. Als sie aber die Wahrheit erfuhr, zerbrach die Welt um sie herum. "Nun soll mir die ganze Welt und aller Reichtum und alles Ansehen gestorben sein." "Wenn nun mein Bruder gestorben ist, so ist auch für mich die Welt gestorben." sagte sie.

Konflikte mit der Verwandtschaft von Ludwig

Nach dem Tod von Ludwig begannen die Spekulationen über ihre eigene und vor allem über die Zukunft ihres Besitzes. Es kommt zu einem Konflikt zwischen Elisabeth und ihrem Schwager Heinrich Raspe, dem neuen Landgrafen. Er hielt Elisabeth für nicht zurechnungsfähig. Nachdem ihre Situation im Hof unerträglich wurde, verließ sie mit ihren drei Kindern die Wartburg und verbrachte den Winter 1227-1228 unter unwürdigen, elendigen Umständen in Eisenach.

Im Frühjahr nimmt ihre Tante, die Äbtissin Mechthild sie in ihr Kloster auf. Kurz danach holt Elisabeths Onkel, Bischof Eckbert von Bamberg ihre Nichte und plant sie mit Kaiser Friedrich II. zu verheiraten. Ihrem Eid entsprechend weigert sie sich. Unter dem Druck von Verhandlungsbemühungen Konrads von Marburg kommt zum Schluss ein Vergleich mit Heinrich Raspe über die Witwengüter Elisabeths zustande.

Die Macht des Konrad von Marburg über Elisabeth

Konrad wird von Papst Gregor IX. zum geistlichen Beschützer und "Vormund" Elisabeths ernannt. Im Sommer siedelt sie nach Marburg über. Mit den Einkünften ihres Witwengutes beginnt sie umgehend den Aufbau eines Hospitals für die Kranken und Armen, wo sie auch in der schweren Arbeit der Krankenpflege teilnimmt. Sie muss auch von ihren Kindern Hermann und Sofie Abschied nehmen.

Ab 1229, nachdem Elisabeth ohne Wissen Konrads ein Viertel ihres gesamten Besitzes an die Armen verschenkte, wurde sie sowohl in physischer, als auch in psychischer Hinsicht streng von ihm bestraft. Unter anderem werden ihre treuen Dienerinnen von ihr entfernt und am Karfreitag legt Elisabeth gegenüber Konrad von Marburg ein zweites Gelübde ab. Sie schickt ihr jüngstes Kind Gertrud in das Prämonstratenserinnen-Kloster Altenberg an der Lahn. Die Bereitschaft zur Selbstaufopferung, die harte Bußübungen, die unbarmherzige Strenge Konrads verzehren ihre Kräfte.

Am 17.11.1231 in den frühen Morgenstunden starb die 24-jährige Elisabeth vollkommen erschöpft nach kurzer Krankheit. Die Beisetzung fand zwei Tage später in der Franziskuskapelle ihres Hospitals statt, wohin sie von einer großen Menschenmenge begleitet wurde.

Kanonisationsprozess

Sofort nach dem Tod von Elisabeth bemühte sich Konrad von Marburg, die für ein Heiligsprechungsverfahren notwendigen Nachweise von Wundern zu sammeln. In den Protokollen wurden die Aussagen von vielen Zeugen registriert. Später wurden nochmal über 600 Zeugen vernommen und 105 Wunder verzeichnet. Besonders die Aussagen ihrer vertrauten Dienerinnen, Guda und Isentrud von Hörselgau waren wertvoll. Der Heiligsprechungsprozess wurde durch den Tod von Konrad gehindert, der von einem seiner Feinde 1233 ermordet wurde. Danach wurde das Verfahren von Elisabeths jüngerer Schwager Konrad betrieben. Der Deutsche Orden gelangte in den Besitz von Hospital und Kirche Elisabeths in Marburg und auch Konrad tritt in den Orden ein. (1239 wird er übrigens Hochmeister des Deutschen Ordens).

Zu Pfingsten am 12. Mai 1235 im Dominikanerkloster in Perugia wurde Elisabeth vom Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Schon am 14. August wird der Grundstein zur heutigen Elisabeth-Kirche in Marburg über dem Grab der Heiligen gelegt.

Ein Jahr später am 1. Mai wurden unter Anwesenheit des Kaisers Friedrich II. in Büßergewand gekleidet und einer großen Menschenmenge, die feierliche Translatio veranstaltet. Ihr Leichnam wurde aus ihrem Grab erhoben und in einem prächtigen Schrein beigesetzt.

Fast 50Jahre später am 1. Mai 1283 wurde die Elisabethkirche in Marburg geweiht.

Reliquie der Hl. Elisabeth
in der ihr gewidmeten Basilika
in Sárospatak
Photo: Römisch Katholische
Kirchensammlung Sárospatak

Karte des Hl. Elisabeth-Pilgerweges
zwischen Sárospatak und Kaschau

Die ungarische Prinzessin, deutsche Landgräfin ist Heilige der katholischen Kirche, galt als "deutsche Nationalheilige", und wird ununterbrochen hochverehrt in Ungarn. Der Namenstag der Landespatronin von Thüringen und Hessen fällt auf den 19. November, den Tag ihrer Beisetzung. Als Ikone tätiger Nächstenliebe wird die Heilige auch im Protestantismus verehrt.

Hunderte von Kirchen, viele Ordens- und Krankenhäuser, Schulen und soziale Einrichtungen, Straßen und Plätze tragen auch heute den Namen der Heiligen Elisabeth auf der ganzen Welt. Auf Hunderte von Gemälden, Statuen, Zeichnungen, Textilien wurden ihre Gestalt und ihre Taten verewigt.

Der ungarische Bildhauer Károly Senyei schuf in den 1890er Jahren für die St.-Stephans-Basilika in Budapest eine Marmorstatue der Heiligen Elisabeth.

Franz Liszt komponierte Die Legende von der heiligen Elisabeth, Oratorium, (1857-1862) Uraufführung 1865.

Literatur über ihr Leben

Summa vitae - aus dem Jahre 1232 geschrieben von Konrad von Marburg.

Libellus de dictis quatuor ancillarum sanctae Elisabeth confectus - (Büchlein der Aussagen der vier Dienerinnen, oft nur Libellus genannt) 1235.

Vita sanctae Elisabethae - verfasst von dem Dominikaner Dietrich von Apolda 1289-1291.
Ins Frühneuhochdeutsche übersetzt und erschien 1604 erstmals im Druck.