Heilige der Woche


22.01.2018.-28.01.2018.
Kimmo Karttunen und Team, Finnland



Abb. 1*


DER HEILIGE HEINRICH

Heinrich (Henrik, Henry) ist der erste und auch der einzige Heilige Finnlands. Der Überlieferung zufolge wurde er in England geboren und kam um das Jahr 1152 nach Uppsala, Schweden. In der Legende des heiligen Heinrich erzählt man, dass er vor der Reise nach Finnland 1155 Bischof von Uppsala gewesen sei ... mehr

SEINE HERKUNFT

SEINE VEREHRUNG

Abb. 5*

Abb. 8*



Die Leiche Heinrichs wurde von Köyliö nach Nousiainen gebracht und zuerst in der Nähe der heutigen Kirche begraben. Als die für ihn gebaute Kirche fertig wurde, wurden die Gebeine dort hingebracht. Das erste Grab Heinrichs war in Nousiainen, daher besitzt die dortige Kirche einen wertvollen, in Flandern um 1429 gefertigten, mit Kupferzeichnungen geschmückten Sarkophag Heinrichs ... mehr
Weil Finnland ein hauptsächlich evangelisches Land ist, spielen Heilige hier eine viel kleinere Rolle als in traditionell katholischen Ländern. Als der einzige Heilige Finnlands ist Heinrich sehr bekannt im ganzen Land, und seine Geschichte sowie die wichtigsten Wunder (die erst nach seinem Tod geschahen) werden allen Finnen schon in der Schule beigebracht ... mehr

Seine Herkunft

König Erik IX. wollte mit Bischof Heinrich (siehe Abb. 2) einen Kreuzzug nach Südwestfinnland machen, um die Raubzüge der finnischen "Barbaren" an der schwedischen Küste zu beenden. Einige Quellen weisen darauf hin, dass es das Hauptziel Eriks war, durch Christianisierung der heidnischen Finnen seine Chancen zur Kanonisierung zu verbessern.

Abb. 2*

Abb. 3*

Der Kreuzzug war erfolgreich, es wurden viele Kämpfe gewonnen, und die geschlagenen Finnen ließen sich taufen (siehe Abb. 3). Erik und seine Truppen verließen Finnland nach kurzer Zeit und kehrten nach Schweden zurück (siehe Abb. 4).

Abb. 4*

Heinrich wurde zum Bischof von Finnland ernannt und blieb in Finnland, um den christlichen Glauben weiter zu verbreiten und das kirchliche Leben zu organisieren. Sein erster Amtssitz befand sich in Nousiainen.

Der Tod Heinrichs

Es gibt keine zeitgenössischen Quellen zum Leben Heinrichs.

Quelle 1, die auf lateinisch geschriebene Legende des heiligen Heinrichs (um 1280) berichtet über seinen Tod auf folgende Weise:
1156, im Winter nach dem Kreuzzug, wollte Bischof Heinrich einen getauften, finnischen Bauern zur Rede stellen, weil er einen Mann getötet hatte. Dabei wurde der Bauer zornig und erschlug den Bischof.
Quelle 2, die anfangs mündlich auf Finnisch überlieferte Todesballade Bischof Heinrichs enthält viele Einzelheiten seines letzten Tages in Finnland. Der Tod Heinrichs wird wie folgt beschrieben:
Bischof Heinrich war im Winter mit Pferd und Schlitten unterwegs und musste anhalten, um Essen und Trinken, sowie Heu für das Pferd zu bekommen. Er kam zum Haus des Bauern Lalli (Laurentius), der nicht zu Hause war. Er forderte Gastfreundschaft von der Frau Lallis, Kerttu (Gertrud). Kerttu war nicht bereit, dem Bischof zu dienen, deshalb nahm er selbst Brot, Bier und Heu aus dem Haus, und bezahlte reichlich für alles. Als Lalli nach Hause zurückkam, belog ihn Kerttu: Der Bischof habe Lebensmittel und Heu aus dem Haus mitgenommen, ohne dafür zu bezahlen. Lalli wurde zornig, griff sich eine Axt, schnallte die Skier an und verfolgte den Bischof. Als der Bischof bemerkte, dass der Bauer sich ihm näherte, sagte er zu seinem Kutscher: "Sie müssen sich hinter den großen Steinen da verstecken. Falls der Bauer mich tötet, müssen Sie meine Leiche auf einen von einem Stier gezogenen Schlitten legen. Wenn der Stier müde wird und stehen bleibt, soll man an dieser Stelle eine Kirche errichten." Schon hatte Lalli ihn eingeholt. Er erschlug den Bischof, riß ihm die Mitra vom Kopf, und setzte sie sich selbst auf (siehe Abb. 5 und Abb. 6).

Abb. 5*

Abb. 6*

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Seine Verehrung

Die wenigen übriggebliebenen Reliquien wurden wahrscheinlich im 16. Jahrhundert im Verlauf der Reformation entfernt. Der Sarkophag ist einzigartig in Finnland. Eine Kopie befindet sich im Finnischen Nationalmuseum in Helsinki. Die meisten hier gezeigten Fotos wurden von der Kopie des Sarkophags aufgenommen.

1300 wurde Heinrich zum Schutzpatron des Domes von Turku erklärt und seine Gebeine wurden feierlich in den Dom gebracht. Die meisten Gebeine blieben mehr als 400 Jahre in Turku. Im Jahr 1720 (während des Großen Nordischen Krieges 1700-1721) wurden sie katalogisiert und nach St. Petersburg verschifft. Was mit den Gebeinen danach passierte, ist nicht bekannt. Einige Quellen behaupten, dass das russische Boot mit den Gebeinen in der Ostsee gesunken sei. Glücklicherweise hatte man eine der Speichen (Armknochen) im Reliquienschrein (vom 1514) des Bischofs Hemming (~1290-1366) hinterlegt. (Der selige Hemming wird später in diesem Kalender vorgestellt.)

Während der Reformation (ab ~1530) wurden die Altäre der Heiligen aus den Kirchen entfernt und Reliquien begannen allmählich an Bedeutung zu verlieren.

1924 wurde die Speiche, wie auch etwa 90 andere Reliquien aus Turku, durch das Finnische Nationalamt für Antiquitäten zur Untersuchung nach Helsinki geliefert. Jahrzehntelang wurden sie dort aufbewahrt. Die katholische Gemeinde des Heiligen Heinrichs in Helsinki hatte sich im Jahr 2000 vom Nationalamt die Speiche Heinrichs für ihre Kathedrale ausgeliehen. 2016 beschloss das Nationalamt, alle Reliquien, einschließlich der Speiche Heinrichs, der evangelischen Domgemeinde in Turku zurückzugeben. Die katholische Heinrichsgemeinde wollte auf jeden Fall die Reliquie behalten. Nach einigen Auseinandersetzungen und vielen Verhandlungen erklärte sich die evangelische Domgemeinde in Turku bereit, die Speiche an die katholische Gemeinde in Helsinki zu übergeben, und zwar "weil das Relikt der katholischen Kirche Finnlands theologisch wichtig ist".

Die meisten Finnen sind sich darüber einig, dass der Heilige Heinrich uns allen ein viel größeres Erbe hinterlassen hat als nur eine Speiche.

Der Hl. Heinrich wird als Apostel und Schutzheiliger Finnlands verehrt.
Der Überlieferung nach starb Heinrich am 20. Januar 1156. Sein Gedenktag ist jedoch heute der 19. Januar (auch "talvi Heikki"; Winter-Heikki genannt), weil der 20. Januar immer für den Hl. Sebastian und den Hl. Fabius reserviert gewesen ist. Der 19. Januar ist der Namenstag von Henri und Heikki, welche beide seit jeher gültige Namen in Finnland sind.

Abb. 7*

Die Translation (Überführung) von Heinrichs Gebeinen von Nousiainen nach Turku fand am 18.6.1300 statt. Den Tag der Translation nennt man auf Finnisch "kesä Heikki" (Sommer-Heinrich). Früher fanden an den zwei Tagen große Jahrmärkte statt.
An "kesä Heikki", der eine Woche vor dem Johannistag (Mittsommer) gefeiert wird, organisiert die katholische Kirche Finnlands (vornehmlich die Gemeinde des Heiligen Heinrichs in Helsinki) jedes Jahr eine Wallfahrt nach Köyliö, wo Heinrich ermordet wurde. Am gleichen Tag trifft auch eine ökumenische (alle Religionen befassende) Wallfahrt in Köyliö ein. Alle Pilger nehmen an einer gemeinsamen Messe auf der Insel Kirkkokari ("Kircheninselchen") teil.

Viele Kirchen in Finnland tragen den Namen Heinrichs, man sieht ihn in zahllosen Gemälden und Statuen (in 33 mittelalterlichen Kirchen), meistens zusammen mit seinem Mörder, dem kahlen Lalli, der unter den Füßen Heinrichs auf dem Boden liegt. Im heutigen Schweden kann man ihn in 45 verschiedenen Kirchen dargestellt finden. Eine hölzerne Figur steht seit 1992 in der Capranica-Kapelle der römischen Kirche Santa Maria sopra Minerva, wo man alljährlich am 19.1. eine ökumenische (d.h. ev., kath. und manchmal auch orth.) Messe feiert. Es sei noch erwähnt, dass auch der Mörder Heinrichs, Lalli, welcher übrigens der erste namentlich bekannte Finne ist, trotz seiner Greueltat heute in Finnland mit einiger Sympathie gesehen wird.
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Alle Fotos: (C) Raino-Lars Albert

*Abb. 1 Hl. Heinrich und der Mörder Lalli
*Abb. 2 Die Heiligen Erik und Henrik
*Abb. 3 Nach der Schlacht werden finnische Krieger getauft
*Abb. 4 Erik nimmt Abschied von Heinrich. Man beachte die Größe der Männer.
*Abb. 5 Lalli hebt die Axt und tötet Bischof Heinrich
*Abb. 6 Lalli zeigt seiner Mutter die Mitra, die er Heinrich abgenommen hat. Dabei verliert Lalli Haare und Kopfhaut. Das ist das 1. Wunder Heinrichs.
*Abb. 7 Im Frühjahr nach der Ermordung hört das Paar im Boot einen Raben krächzen. Als sie näher an die Eisscholle kommen, finden sie einen Finger mit einem Ring. (Das 2. Wunder Heinrichs.) Der beringte Finger ist seit 1618 das Symbol des Bistums Turku.
*Abb. 8 Eine in Deutschland im 16. Jh. entstandene Statue Heinrichs mit Bischofsstab und Lalli.