Zu einem Kultaufschwung trug das Schicksal der Paderborner Liboriusreliquien in den Wirren
des 30-jährigen Krieges bei: 1622 eroberte der protestantische Herzog Christian von Braunschweig
auf der Suche nach einem Winterquartier die Stadt Paderborn. Dabei plünderte er den Domschatz,
auch den Schrein mit den Reliquien des Heiligen Liborius. Auf einem Feldzug, der ihn
nach Elsass-Lothringen führte, verkaufte er ihn an den Rheingrafen Philipp Otto,
der ihn auf das Schloss seiner katholischen Gemahlin nach Nancy bringen ließ.
Als das Paderborner Domkapitel den Aufenthaltsort der Reliquien erfuhr, gelang es ihm,
den Schrein zurückzukaufen. 1627 konnten die Reliquien wieder im Hochaltar des Domes beigesetzt werden.
Der Silberschmied Hans Krako hatte zu diesem Anlass einen neuen kostbaren Schrein
für die Reliquien gefertigt, der bis heute bei den Liboriprozessionen durch Paderborn mitgeführt wird.
Auch kirchenpolitisch erlangte die Liboriverehrung große Bedeutung: Als die Friedensverhandlungen
zur Beendigung des 30-jährigen Krieges fürchtete man in Paderborn, das Bistum könnte aufgelöst
und Hessen zugeschlagen werden. Das Domkapitel bat daraufhin das Domkapitel von Le Mans,
sich beim französischen König Ludwig XIV für den Erhalt des Bistums einzusetzen.
Tatsächlich stellte der König 1647 eine Protektionsurkunde aus, das den Bestand des Bistums sicherte.
So hatte sich der Bund zwischen Le Mans und Paderborn erneut bewährt.
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Foto: Libori-Fest 2017, PDP / T. Throenle
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