Heilige der Woche


28.05.2018.-03.06.2018.
Brigitte Suerbaum-Renner und Team, Deutschland



Schwarzer Mauritus, Mitte 13. Jh.
Magdeburg Dom, Hoher Chor
Foto: Dieck Paproth

DER HEILIGE MAURITIUS

Über die historische Person des Mauritius gibt es keine gesicherten Nachrichten. Der Legende nach war er der Anführer der überwiegend aus Christen bestehenden und aus Nordafrika kommenden sogenannten "Thebaischen Legion" zur Zeit der 1. Tetrachie des Kaisers Diocletian (284-305). Um 300 ist Mauritius angeblich zusammen mit seinen Soldaten in Agaunum, dem heutigen Saint-Maurice im Wallis, an der alten Route von Oberitalien über die Alpen zum Rhonetal, als christlicher Märtyrer gestorben, nachdem er und seine Gefährten sich geweigert hatten kaiserliche Befehle auszuführen, die verlangten heidnischem Brauch zu huldigen und Christen zu töten.

Ihm werden folgende Worte an den Kaiser zugeschrieben: "Wir sind deine Soldaten, aber wir sind auch Soldaten Jesu. Du Kaiser bezahlst uns für unsere Mühe und wir verteidigen das, was auch er gesagt hat. Niemals, Kaiser, können wir dir gehorchen, wenn Jesus uns zu gehorchen verbietet ..." 1
Die Legende vom Märtyrertod des Mauritius und seiner Gefährten wird über kirchliche Quellen, die in das Wallis und das Rhonetal führen, seit dem 4. Jahrhundert verbreitet. Kult und Reliquien der "Thebäer" erlangen in den folgenden Jahrhunderten große Bedeutung. Abgesehen von der Abtei St.-Maurice VS ist der Magdeburger Dom vermutlich eine der bekanntesten Stätten seiner Wirksamkeit.
Unter dem Patronat des Mauritius gründete Otto d. Gr. 937 ein Benediktinerkloster, dessen Kirche er kontinuierlich ausbaute und reich ausstattete. Kirche und kaiserliche Pfalz von Magdeburg wurden zum "dritten Rom"2 als Zentrum der ottonischen Reichspolitik und Missionierung der Slawen, der Hl. Mauritius zum kaiserlichen Schutzpatron. Die fast lebensgroße Skulptur des "schwarzen Heiligen" im Chor des Magdeburger Domes stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und bildet zusammen mit dem Grab Ottos I., d. Gr. (gest. 973) einen der wesentlichen Anziehungspunkte des Domes. Zahlreiche Kirchen und Klöster wurden in der Vergangenheit unter dem Patronat des Hl. Mauritius errichtet.

Der wehrhafte Heilige erscheint zudem in vielen Wappen, u. a. sehr prominent in der Stadt Coburg. "Er taucht fast überall in der Vestestadt auf - in Wappen, an Häusern oder auf Kanaldeckeln: der legendäre Coburger Mohr als Schutzpatron der Stadt. Dabei handelt es sich um den heiligen Mauritius, nach dem auch die Hauptkirche St. Moriz benannt wurde. Allerdings war Mauritius kein Mohr, wurde aber als Afrikaner, wegen seines Namens von den Künstlern des Mittelalters gern als solcher dargestellt."3

Schwarzer Mauritus, Mitte 13. Jh. (Detail)
Magdeburg Dom, Hoher Chor
Foto: Norbert Perner


Darstellung am Haus der Schwarzhäupter in Riga
Foto: Dimitri Bogatyrev

DER NAME "MAURITIUS"

Der Name "Mauritius", eingedeutscht zu Moritz, wird gedeutet als "Mann aus Mauretania", der römischen Provinz im heutigen Marokko und Algerien, deren ursprüngliche Bewohner lateinisch "Mauri" genannt wurden. Das darin enthaltene "maurus" wird in Wörterbüchern mit "afrikanisch" übersetzt und geht auf ein griechisches Wort für "dunkel" zurück. Zuerst im Magdeburger Dom als dunkelhäutiger Soldat ("Mohr") dargestellt, verbreitet sich diese Art der Bildlichkeit des ottonischen Lieblingsheiligen in vielen Varianten, meistens mit (Ritter)Rüstung und Waffen (Lanze, Schwert) und Fahne, dabei häufig zu Pferde, sie reicht bis in die Gegenwart, wie ein 2006 gefertigtes, historisierendes Gemälde von Michael Maschka für die St.-Moritz-Kirche in Wechingen bei Augsburg zeigt.4 Legende, Namensgebung und mittelalterliche Darstellung prägen also wesentlich unsere Vorstellung von einem Menschen, über den wir im Prinzip keine faktischen Kenntnisse haben.

Mauritius Gymnasium in Büren
Foto: Brigitte Suerbaum-Renner

Die deutsche Namensvariante Moritz ist weit verbreitet, sowohl als Vorname wie auch als Nachname, dabei war in der Vergangenheit mehr als in der Gegenwart mit der jeweiligen Benennung die Anrufung des Heiligen als Schutzpatron verbunden. Der Namenstag hat in der katholischen Kirche nach wie vor eine große Bedeutung, für den Hl. Mauritius gilt im Allgemeinen der 22. September als Gedenktag. Das heutige Mauritius Gymnasium in westfälischen Büren beruft sich so auf den Edelherrn Moritz von Büren, der 1719 - 1728 die Errichtung des Gebäudes durch Johann C. Schlaun und Gottfried L. Pictorius finanzierte und dort ein Jesuitenkolleg errichtete.

Mauritius Gymnasium in Büren
Foto: Brigitte Suerbaum-Renner



SEINE VEREHRUNG

Angesichts der Legende ist es nicht verwunderlich, dass der Hl. Mauritius besonders häufig in Orten der Schweiz, in Burgund und Frankreich sowie Oberitalien verehrt wird.

Hl. Mauritius, um 1232, Magdeburger Dom
Oberer Chorumgang
Foto: Klaus Bädicker

515 gründete König Sigismund von Burgund an der Stätte des römischen Agaunum und an dem Ort der frühesten Mauritius-Verehrung ein Kloster, Saint-Maurice d'Agaune im heutigen schweizerischen Kanton Wallis, das als das älteste ununterbrochen bewohnte Kloster Europas gilt. Ausgehend von dieser frühen Verehrungstätte verbreiteten Pilger und Kirchenleute den Ruhm des Heiligen in Europa. Er wird von vielen als Schutzherr angerufen, u. a. von Soldaten, Waffen- und Messerschmieden, den Kaufleuten und vielen Handwerker, u. a. den Färbern; auch gilt er als Schutzpatron der Pferde. Ihm geweihte Bilder, Wandmalereien, Glasfenster, Altäre (z. B. im Petersdom), Statuen, Gemälde und andere Gegenstände zeugen neben den nach ihm benannten Kirchen, Gebäuden und Orten im christlichen Raum von seinem Ruhm ebenso wie sein fester Platz im liturgischen Kalender vieler Gemeinden.

Zu den verehrungswürdigen Gegenständen gehören auch das Schwert, die Lanze und die Fahne des Heiligen, besonders im Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen.

Es mag nicht als Verehrung gelten, zeugt aber von der Bedeutung des Heiligen, dass sich in jüngster Zeit Zeitungsbeiträge mit ihm beschäftigen - z. B. als Reisebericht über das Kloster Saint-Maurice und seinen Schatz, der zu "den wichtigsten Europas" gehöre,5 oder im Rahmen von Diskussionen um sprachliche Korrektheit in Bezeichnungen, die das Wort "Mohr" verwenden.6






1 http://gemeinden.erzbistum-koeln.de/pfarrverband_weilerswist/kirchen/st_mauritius/hl._mauritius/ [13.04.2018].

   Ähnliche Worte werden ihm auch auf der Internetseite des Klosters St.-Maurice VS zugeschrieben:

   http://www.abbaye-stmaurice.ch/page.php?label=home [14.04.2018].

2 http://www.magdeburgerdom.de/domgemeinde/106.html [14.04.2018].

3 https://www.coburg.de/startseite/950Jahre/demografie/Stadtwappen-und-Coburger-Mohr.aspx [16.04.2018].

4 https://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/Der-Schutzheilige-des-Heeres-id35576247.html [16.04.2018].

5 S. Werner Bloch, "Ab ins Kloster: Ein Besuch der Abtei von Saint-Maurice in der Schweiz", Die Welt:

   https://www.welt.de/kultur/article148135527/Das-ist-die-aelteste-Abtei-des-Abendlandes.html [14.04.2018].

6 Vgl. hierzu den Leserbrief von Prof. Dr. Christian Tauchnitz aus Leipzig, "Der Heilige Mohr", FAZ [25.02.2018].