Überlegungen zur Kategorie KUNST und FILM

Diese Kategorie scheint für Kreativität besonders prädestiniert zu sein. Aber wir weisen darauf hin, dass es nicht vorrangig darum geht, künstlerische Fertigkeiten, die Beherrschung von Techniken oder die Kenntnis von Kunststilen zur fördern, sondern dass KUNST und FILM quasi als Vehikel dienen, um Inhalte zu lernen, um Gefühle auszudrücken, um Darstellung zu probieren - also um sich selbst zu erkunden und anderen mitzuteilen. So sind auch die Beispiele zu verstehen, die wir in dieser Kategorie vorstellen:

Beispiel 1: Der Videowettbewerb "Die Goldene Klappe" ist ein Wettbewerb, der in der Slowakei mit großem Erfolg durchgeführt wird. Das Bildungsministerium unterstützt diesen Wettbewerb und das Methodisch-Pädagogische Centrum (MPC) sowie die Kunst- und Musikschule Jana Albrechta organisieren den Wettbewerb und vor allem die Abschlussgala, in der die prämierten Videos ausgezeichnet werden. Diese Veranstaltung orientiert sich an der OSKAR-Verleihung, denn es werden auch für jede Kategorie drei Beiträge nominiert und einer wird schließlich prämiert. Die Teilnehmer werden aber nicht nur zu dieser Abschlussveranstaltung eingeladen, sondern alle haben im Vorfeld der Gala die Möglichkeit, mit den Jurymitgliedern über ihre Arbeit zu diskutieren. Die jungen Leute können Fragen zu ihrer Arbeit und Fragen zu Bewertung stellen, die Jurymitglieder erläutern die Kategorien für ihre Beurteilung und kommentieren auch verschiedene Aspekte, die ihnen bei der Sichtung der Beiträge aufgefallen sind. Dieser Austausch ist sehr dicht und wird ausgesprochen interessiert wahrgenommen, denn wer nicht gewonnen hat, kann hier vielleicht wertvolle Tipps für den nächsten Beitrag bekommen. Angefügt ist noch einmal die Ausschreibung und gezeigt wird hier der Siegerbeitrag, der vom MPC und dem Westfälischen Forum ausgewählt worden ist.

Beispiel 2: Die Universität Liepaja bietet für Interessenten aller Altersgruppen einen Kunstworkshop an. Gunta Krastina leitet diesen Workshop und sie arbeitet mit Menschen, die gern malen möchten, die davon träumen, ein Bild zu gestalten, die es sich aber nicht zutrauen. Menschen, die zwar durchaus Bilder "denken können", die aber davon überzeugt sind, dass sie ihre Phantasie nicht "malen können". Hier geht es auch nicht in erster Linie um Technik oder Farbe oder Pinselstrich, sondern es geht darum, Menschen Mut zu machen, sie bei den ersten kleinen Schritten zu begleiten und zu unterstützen und sie auf diese Weise zu befähigen, wirklich ein Bild zu schaffen. Die Absicht Mut zu machen und Zweifel zu zerstreuen wird in den Fotos, die die Arbeit der Teilnehmer am Kunstwortshop dokumentieren, gut deutlich. Gunta, steht hinter ihren Teilnehmern - im warsten Sinne des Wortest. Sie lobt, sie ermuntert, sie unterstützt und sie bereitet auch Ausstellungen für sie vor, um zu bestätigen, dass das, was die Teilnehmer schaffen, es wert ist, gezeigt und gesehen zu werden.

Beispiel 3: Im dritten Beispiel zeigen wir eine Ausstellung, die in der Europawoche 2018 in Paderborn gezeigt wurde. Junge Erwachsene aus Brügge haben mit Frauke Debacker und Giovanna Cassaro literarische Anregungen - Szenen, Liedtexte, Gedichte - in visuelle Ausdrucksformen umgesetzt: Radierungen, Bleistiftzeichnungen, Wasserfarbe- und Ölbilder sind entstanden. Diese Bilder wurden von den jungen Künstlern nach Paderborn geschafft und in einer vielfältigen Ausstellung den Teilnehmern an der Europawoche präsentiert. Die Künstler erfuhren eine besondere Anerkennung durch Elmar Brok (MdEP), der die Europawoche besuchte und es sich nicht nehmen ließ, die Ausstellung zu eröffnen. Die jungen Erwachsenen selbst eröffneten ihre Ausstellng mit einem gemeinsam gesungenen Lied, das in der Kategoie MUSIK und TANZ ebenfalls gezeigt wird.

Beispiel 4: Das vierte Beispiel stammt von den Kollegen aus Irland, die in einem kurzen Videoclips darstellen, wie Jugendliche, aber auch Erwachsenen in Kurse und kleinen Workshops lernen, wie man mit dem Smartphone ein kleines Video erstellen kann. In den Kursen wird erklärt, wie ein solches Video qualitativ gut produziert werden kann und die Teilnehmer werden bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützt. So entstehen Videos über die Geschichte einer Schule oder über Irish Dancing, mit denen die Hobbyfilmer - erfolgreich - an Wettbewerben teilnehmen. Sie nutzen hierzu das heutzutage in der Regel einfach zugängliche Mittel des Smartphones. Gleichzeitig verdeutlichen die Clips die Verbindung der Elemente Video und Interview, was allen Beteiligten, Interviewer, Interviewten, Betrachtern, Anlass bieten, über den jeweiligen Inhalt der vorgestellten Projekte hinaus Grenzen und Möglichkeiten des gewählten Formates zu überdenken.

Beispiel 5: Hier berichten zwei junge Frauen von ihren Recherchen nach dem Studiengang "Kreativ-Therapie". Sie hatten von dieser Möglichkeit gehört und haben daraufhin Informationen zusammengestellt, welche Inhalte einen solchen Studiengang ausmachen, wie man das Gelernte im Beruf anwenden kann und wo man es überhaupt studieren kann. Im Frühjahr 2017 - als diese Recherche entstand - waren es noch vor allem Universitäten in den Nachbarländern Belgien und Niederlande, die ein solches Studium anboten, inzwischen gibt es auch schon einige deutsche Universitäten, an denen man Kreativ-Therapie studieren kann.

Beispiel 6: Die Teilnehmer der Europa-AG in Paderborn hatten die Möglichkeit gemeinsam mit der Museumspädagogin Dr. H. Bee-Schrödter eine "Besondere Führung" für die aktuelle Sonderausstellung GOTIK, die im Diözesanmuseum in Paderborn gezeigt wird, zu erarbeiten. Hierbei ging es darum, Interesse der jungen Leute für Objekte zu wecken, die eher "weit von ihnen entfernt sind", denn mit der Architektur von Domen und der Gestaltung sakraler Gegenstände vor ca. 800 Jahren haben junge Leute eigentlich nichts zu tun - und auch wenig Interesse das zu ändern. Eine umso größere Herausforderung war es, sie dafür zu begeistern, zwei Objekte aus der Ausstellung so gut zu erarbeiten, dass sie diese in einer öffentlichen Führung präsentieren konnten. Alle haben gut mitgearbeitet, Vokabeln aus der christlichen Liturgie gelernt, die sie noch nie gehört hatten (Reliquiar, Evangeliar, Lettner) und auf diese Weise viel von der Struktur der Kirche und der Gesellschaft im 13. Jahrhundert erfahren. Abgesehen davon sind die Präsentationtechniken, die man für einen solchen Vortrag lernt, von unschätzbarem Wert für andere Situationen, in denen etwas vorgestellt oder dargeboten werden soll.