Überlegungen zur Kategorie MOTIVATION

Motivation wird vom lateinischen Verb movere abgeleitet und meint genau das, was dieses Verb ausdrückt: bewegen, antreiben. Die Bewegung und der Antrieb können auf die Person selbst gerichtet sein oder aber auch auf Ziele, die erreicht werden sollen. Auf jeden Fall hängt Motivation immer mit Aktivität zusammen - sei es geistige oder körperliche.

Beispiele, wie Motivation angeregt oder gesteigert werden kann, zeigen wir im Folgenden.

Wenn Lernaktivitäten unterstützt werden sollen, dann ist es wichtig, dass die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein, hoch ist, und dass dieser Erfolg es auch wert ist, sich dafür anzustrengen. Also:

1. Ein Erfolg muss kalkulierbar sein!

2. Der Erfolg muss messbar und lohnend sein!

Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind und wenn der notwendige Einsatz geleistet werden kann:

3. Das Ziel ist erreichbar!

Dann ist eine Person motiviert, Kräfte, Energien, Ideen, Zeit und Kreativität zu aktivieren.

Die folgenden Beispiele zeigen, wie Lernende motiviert werden können, aktiv ihren Lernerfolg zu steigern. Dabei werden unterschiedliche Effekte betont.

Beispiel 1: Hier wird der "Schulaward" vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Belohnung, die Lernende erreichen können, wenn sie gute Lernleistungen und zusätzliches Engagement zeigen.

Beispiel 2: Hier wird eine Möglichkeit aufgezeigt, wie Lernende einen Zugang zu einem neuen Thema finden können. Durch eine selbständige Recherche im Alltag bereiten sie sich auf die Auseinandersetzung mit einem neuen Thema (in diesem Fall Wahrnehmung) vor. Diese Vorbereitung ermöglicht eine bessere und engagiertere Auseinandersetzung mit der Theorie, die als Lerngegenstand folgt. Bei psychologischen Fragestellungen ist es beispielsweise wichtig, ein Verständnis zu wecken für das, was Wirklichkeit meint. Unsere Vorstellung von Wirklichkeit ist ein Konstrukt. Wir konstruieren dieses Wirklichkeitsbild mit Hilfe unserer Wahrnehmungen. Jeder Mensch nutzt dafur seine Sinne und nimmt so verschiedene Impulse aus der Umwelt wahr, die gefiltert, abgespeichert und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Neues wird mit bereits Bekanntem abgeglichen, Fremdes wird anhand von Bekanntem überprüft und Aspekte, die bestimmte Gefühle im Menschen hervorrufen: Angst, Freude, Zustimmung oder Ablehnung durchlaufen unsere subjektive Bewertungsskala und werden dann von uns - abhängig von unserem subjektiven Urteil - sortiert. Es gibt deshalb Dinge, die Person A zwar Angst machen oder ihr Freude bereiten, das bedeutet aber noch nicht, dass dies auch für Person B gilt. Hier kann die Bewertung durchaus abweichen.

Um eine solches "Wahrnehmungstraining" einzuüben und besser zu verstehen, was mit der Konstruktion von Wirklichkeit gemeint ist, beginnt der Psychologieunterricht häufig mit Übungen zur Wahrnehmung. Das Ergebnis einer solchen Übung wird hier vorgestellt.

Beispiel 3: Hier wird ein Museumsbesuch dokumentiert, den die Projektgruppe MOKKA in Bratislava erlebt hat. Es ging darum, die Motivation, eine Ausstellung zu besuchen durch besondere Aufgaben zu wecken oder zu erhöhen. Das Sehverhalten des Besuchers sollte verändert werden, seine Sehgewohnheiten wurden irritiert und durchbrochen. Auf diese Weise wurde die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung gelenkt und der Blick für die Gemälde wurde geschärft. Der Workshop am Ende des Rundgangs machte deutlich, dass gestaltete Elemente, die in einem Gemälde selbstverständlich sind (Wolken), nicht so einfach zu fertigen sind.

Alle Beispiele können auf andere Lernsituationen übertragen werden und sind somit vielfältig anwendbar. In den weiteren Kategorien, die einzelnen Themenbereichen zugeordnet sind, wird immer wieder deutlich, dass die Selbstaktivierung des Lernenden eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Zugang zu Bildung ist. Erst dann können kreative Kräfte, die im Menschen schlummern, freigesetzt und nutzbar gemacht werden für Lernprozesse, die ansonsten möglicherweise erfolglos abgebrochen würden oder weitaus weniger Lernerfolg zeitigen.