Überlegungen zur Kategorie SPORT

Sport gehört ebenfalls zu den Bereichen des Alltags, in denen Jugendliche und Erwachsene häufig viel Mut und Selbstüberwindung aufbringen müssen, um sich zu engagieren. Kindern fällt es noch leicht, Sport eher als Spiel, als Wettkampf oder als Performance zu sehen, mit zunehmendem Alter rückt der Aspekt des Versagens oder Bestehens in den Vordergrund. Sport kann für Menschen eine große Herausforderung sein, weil sie Angst haben, den Anforderungen nicht zu genügen, sich zu blamieren, Unvermögen zu zeigen. Aber auch hier gibt es Methoden und Möglichkeiten in der Gruppe, gemeinsam mit niederschwelligen Angeboten und Hilfe durch „Assistenten“ einen Zugang zu finden. Mannschaftssport oder Aktivitäten im Team bieten viele Möglichkeiten, den einzelnen zu stützen, aufzufangen oder aber zu integrieren. Dies zeigen wir in vier ausgewählten Beispielen:

Beispiel 1: Im Museum Kadriorg in Tallinn geht das pädagogische Team neue, ungewöhnliche Wege. Es wurde ein Angebot entwickelt, mit dem einzelne Objekte im Museum ganzheitlich wahrgenommen werden sollen. Dieses besondere Angebot zur individuellen Begegnung mit den Kunstwerken heißt Museumsyoga. Unter Anleitung der Yogalehrerin werden Details in einzelnen Kunstwerken mit dem ganzen Körper nachempfunden. Positionen werden nachgestellt, verschiedene Darstellungen werden mit Mimik und Gestik nachvollzogen. So lässt sich ein Kunstwerk auf eine neue, sehr intensive Weise durchdringen.

Die Fotos zeigen, dass sowohl junge Erzieherinnen - als Multiplikatoren - wie auch Kinder - als junge Adressaten - als auch unsere Projektgruppe Freude an einer solchen ganzheitlichen Wahrnehmung empfinden.

Beispiel 2: Wie in Tallinn Kunstwerke und Bewegung verbunden werden, so geht in der Slowakei um die Kombination von Wandern und Wissen. Dort wurde der Wanderweg der Hl. Barbara entwickelt. Während man wandert - und den Körper bewegt, kann man etwas über die Heilige und ihre Verehrung lernen. Auf diese Weise wird der Geist bewegt und einzelne Informationen werden auf eine besondere Weise - nämlich der Erfahrung mit einem bestimmten Ort, einem erreichten Ziel oder einer erklommenen Höhe verbunden. Solche Verlinkungen helfen, Daten und Fakten im Gedächtnis besser aufzufinden und zu reaktivieren.

Beispiel 3: Fußball ist offensichtlich ein Spiel, das Klein und Groß, Jung und Alt (fast) überall auf der Welt fasziniert. Und gleichzeitig ist Fußball nicht nur ein Sport, der Alters- und Bildungsgrenzen überwindet, sondern auch kulturelle Grenzen. Von daher ist besonders Fußball gut geeignet, um Menschen zu integrieren, in ein Team aufzunehmen und ihnen so zu vermitteln: du gehörst dazu! Dies wird auch bei jungen Erwachsenen praktiziert, die ihre "Zweite Chance" nutzen, um das Abitur zu erwerben. Viele Flüchtlinge sind in den letzten Jahren am Westfalen-Kolleg in Paderborn aufgenommen worden. Fußball - ein zusätzliches Angebot, dass Lehrer und Studierende gleichermaßen wahrnehmen - wird als Chance zur Integration genutzt. Erfolge beim Fußballspiel stärken das Selbstbewusstsein und machen Mut für eine erfolgreiche Teilnahme auch in den wissenschaftlichen Fächern.

Beispiel 4: Aus Liepaja zeigen wir ein Beispiel, in dem generationsübergreifend gearbeitet wird. Schach ist ein anspruchsvolles Strategiespiel - und Schach rangiert in der Kategorie "Sport", denn es verlangt dem Körper Konzentration, Kontrolle, Reaktionsfähigkeit und Ausdauer ab. Das Spiel zeigt Kinder, die von Erwachsenen nicht nur angeleitet, sondern auch begleitet und betreut werden. Die Bilder zeigen, dass hier die Begleitung, die Beratung, aber auch die geduldige Partnerschaft wichtig ist, um bei den Kindern ein Gefühl für das Spiel, seine Regeln und seine Anforderungen an den Spieler zu entwickeln. Auch für die Erwachsenen ist dies eine besondere Herausforderung, denn es geht darum zu "fordern und zu fördern". Sie dürfen nicht zu viel helfen, aber sie müssen so viel helfen, dass die Kinder nicht den Mut verlieren. Der Charakter des Spiels darf nicht verloren gehen, trotzdem ist auch immer der Gedanke des Wettkampfs präsent. Dieses Beispiel zeigt gut, dass Partnerschaft entlasten und ermutigen, helfen und unterstützen kann, ohne zu bevormunden oder zu vereinnahmen. Solche Patenschaften in Spiel und Sport - wie sie auch zwischen Lehrern und Studierenden beim Fußball gepflegt werden - sind wichtig für den Aufbau des Selbstbewusstseins und des Vertrauens in die eigene Leistungsfähigkeit.